Dienstag, 22. November 2016

Die Wohnsinnigen

Auf unsere kleine, zauberhafte Vorstadt-Villa lasse ich nichts kommen. Ich liebe sie für ihre Fassade, die Balkone, die großen Fenster, Geschosshöhen von 3,80m, den wunderbaren Stuck, Wintergarten, das Fischgrät-Parkett, die doppelflügeligen Zimmertüren.... 

Die kleinen Macken, die ein typischer Altbau dieses Stils hat, der 1898 errichtet wurde, lächele ich gekonnt weg, denn ich würde mich zweifellos als Altbau-Nerd bezeichnen.
Eine der "Macken" dieses Schmuckstückes war, dass das Treppenhaus schon ganz schön in die Jahre gekommen war.
Die in "Ochsenblut" gestrichenen Holzdielen des Treppenaufgangs waren ziemlich abgetreten, die wunderschön gedrechselten Pfeiler des Geländers von zahlreichen Holzwürmern bevölkert und die hohen Wände mit dem ockerfarbenen, leicht angeschlagenen Sockel längst überfällig.
Zeit also, dem eigentlich sehr schmucken Hausflur ein gründliches Makeover - eine Beauty-Kur sozusagen - zu verpassen.

Zunächst wurde den Holzwürmern fristlos gekündigt, indem die schadhaften Pfeiler ausgetauscht wurden. Der ortsansässige Schreiner unseres Vertrauens wurde damit beauftragt, im Look & Feel der übrigen Pfeiler Ersatzstücke zu drechseln und einzubauen. Beauftragt. Getan.
Nachdem wir mit unseren Vermietern, mit denen wir gemeinsam dieses Schmuckstück bewohnen, wochenlang die Farbwahl des neuen Hauses diskutierten - wir wollten es so authentisch wie möglich renovieren lassen - entschieden wir uns für die gleiche Boden- und Geländerfarbe wie zuvor, wählten aber für Sockel, Geländerpfeiler und Drechselarbeiten an den Decken zwei Grautöne aus.
In einer Ecke des Hausflures befand sich noch ein Eckchen des Ursprungsanstrichs, der eine wunderbare Wandborte preis gab. Diese Wandborte wollten wir gern wiederbeleben und ließen eine Schablone hierfür plotten.
Das Malerteam benötigte ca 4 lange Wochen, um die Wände zweier Etagen nebst Sockel anzuschleifen und neu zu streichen, die Borte zu tupfen, das Geländer farblich wieder aufleben zu lassen, die dreiflügeligen Eingangstüren zu malern sowie den Fußboden des Treppenhauses zu versiegeln und neu zu lackieren.
Da die Wetterverhältnisse so schlecht waren (kalt und extrem nass), hatten wir große Probleme mit dem Trocknungsvorgang  der Fußbodenfarbe. Das führte dazu, dass wir 3 Tage lang mit einer XXL-Obstleiter das Haus über den Balkon bestiegen und verließen, nur um keine Fußabdrücke in den noch feuchten Fußbodenlack zu setzen. Eine sehr skurile, wenn auch amüsante Vorgehensweise, witzelten wir doch, einige vorbei laufende Fußgänger könnten uns für Einbrecher halten und die Polizei alarmieren.  Zum Glück blieben wir unbeobachtet. Oder einfach nur ignoriert. Ich tippe auf letzteres.

Das vorher-nachher Ergebnis ist wirklich vorzeigbar, so dass ich Dir diese kleine Bilderserie nicht vorenthalten möchte. Tauche ein in den kleinen Wohn- und Wahnsinn einer Hausflur-Renovierung:






Der etwas in die Jahre gekommene Hausflur vorher. Die zahlreichen Abnutzungsspuren sind deutlich erkennbar! Das letzte Bild zeigt die alte, ca. 30 cm lange Zierborte des Erstanstrichs.



Während der Metamorphose: die Pfeiler des Geländers sind ausgewechselt, Fußbodendielen geschliffen und neu versiegelt.

Jetzt, nach der Renovierung können wir uns gar nicht satt sehen an dem neuen Wohn- und Wohl-Gefühl beim Betreten des Hauses. 
Manchmal erwische ich mich im Hausflur beim kurzen Verweilen und Genießen der aufgefrischten, alten Seele des Hauses. Ich bin ihm verfallen!

Mit der "reaktivierten" Borte bedarf es keines weiteren Wandschmuckes mehr im Hausflur. Ihre Wirkung ist herausragend!



Vom Obergeschoss abwärts!



Die Truhenbank ist ein Sperrmüllfund. Nach der Hausflur-Renovierung wurde auch sie frisch lackiert und die Sitzfläche mit einem farblich passenden Indianer-Stoff bezogen. Uhhhuhhhhuhhhaaaa! Jetzt finden alle Kinder-Schuhe hierin Platz, so dass Ordnung vor der Wohnungstür herrscht. Der DIY-Fuchs mit Feder-Kopfschmuck dient quasi als Ordnungshüter!



Der Dielenboden frisch versiegelt und lackiert - dank unseres tagelangen Umwegs ist er spurenfrei getrocknet.

Jetzt kann man schwungvoll um die Ecke schlendern, ohne dass einem großzügige Holzwurm-Spuren begegnen.



Der Abgang zum Keller. So eine Kellertür kann sich wirklich sehen lassen, oder? Der Gang zur Waschküche und zum Getränkeholen wird (fast) zum Vergnügen!



Egal, ob herein- oder heraus spaziert, das neue Treppenhaus-Feeling ist grandios.

Herzlich willkommen im Wunderland!


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