Sonntag, 4. September 2016

Immer wieder sonntags...

... kommt die Erinnerung, wenn die "Galerie Cinema" in meiner Heimat, gleich um 5 Ecken von meinem kleinen Refugium entfernt, in dem wohl kleinsten Kinosaal Deutschlands ihre Türe öffnet. Im nun 41. Jahr wird dort jeden Sonntagspätnachmittag der Film-Klassiker Harold & Maude im Originalton mit Untertiteln vorgeführt. Ein wahres Must-See!

Beim Eintreten durch die rote Holztür mit Löwenkopf-Türknauf landet man direkt im Vorführraum. In dem kleinen Raum - der von der Größe her ans eigene Wohnzimmer erinnert - und ca. 40 Sitzplätze beherbergt, sucht man vergeblich nach der Kasse. 
Erst wenn alle Gäste auf den Plüschsesseln Platz genommen haben, bittet der Vorführer um die obligatorischen 6 €. Das Eintrittsgeld landet sodann in seiner umgehängten Schaffnertasche mit sogenanntem Galoppwechsler: eine Art überdimensional großes Portemonnaie, daran fünf röhrenartige Behälter für das Münzgeld.
Danach wird der sinnbildliche "Bauchladen" feil geboten. Wie in guter alter Zeit bekommt man Kaffee & Kaltgetränke, Eiskonfekt und anderen Süßkram.
Und dann geht es los. Erwartungsvoll sitzen meine liebe Freundin und ich, leicht beengt, knackige Nüsse im Schokomantel knabbernd, gespannt in den Sesseln. Der Film beginnt und Cat Stevens weilt unter uns. Also musikalisch.

Wer diesen grandiosen und zugleich skurilen Liebesfilm nicht kennt: er handelt von einer Romanze eines des Lebens überdrüssigen und Selbstmorde inszenierenden 18jährigen und einer alten Dame, die die Leidenschaft für Beerdigungen, Tee und einander teilen. Eine leicht spleenige  aber vor allem anrührende Hommage an die Liebe & das Leben.
Die verrückten Charaktere passen wunderbar in diese Kino-Szenerie - wer den Film hier anschaut, erlebt quasi ein Gesamtkunstwerk.

Wir beide verlassen das Kino-Sälchen später mit einigen verstohlenen Tränen und einer kleinen Rotznase: if you wanna sing out, sing out, if you wanna be free, be free, there´s a million things to be - you know that they are....


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