Montag, 18. Juli 2016

Farewell

Vor einigen Tagen bin ich gefragt worden, ob ich anlässlich des Abschieds der Grundschullehrerin meines Grinsekätzchens nicht ein kreatives Geschenk zur Übergabe am letzten Arbeits- bzw. Schultag vor den großen Ferien fertigen könne. 

Der ist in Brandenburg am kommenden Mittwoch. Also nicht mehr ganz so viel Zeit, um einer Bande von wilden (noch ungebändigten) Erstklässlern ein kreatives und vor allem vorzeigbares Geschenk zu entlocken. 

Wäre ich eine Grundschullehrerin (und ich bin froh, dass ich keine geworden bin, obgleich sich in meiner Familie eine Menge Pädagogen tummeln) und würde von eben dieser Klasse meines Grinsekätzchens verabschiedet werden, so würde ich mir reiflich überlegen, ob ich von besagter Runde überhaupt irgendein Andenken besitzen möchte. Ich tendiere zu einem klassischen "nein".
Es gibt wohl Zeiten im Leben einer Lehrerin, an die denkt man nicht gern zurück und an die will man auf keinen Fall auch noch erinnert werden. Ich vermute, auch Grinsekätzchens Lehrerin würde am liebsten das letzte Jahr aus ihrer Lehrer-Laufbahn streichen. Sagen wir es mal so: die Klasse war nicht einfach!

Zurück zum Abschiedsgeschenk. Hier ist also Kreativität gefragt. Unverfängliche Kreativität. Nett. Nicht zu aufdringlich. Und harmlos. Ohne Erinnerungs-Horror für die Beschenkte.
Die Herausforderung besteht also eindeutig darin, mit dem Geschenk eine einigermaßen positive Assoziation zu dieser Klasse herzustellen. Gar nicht so einfach!

Nach einigen Überlegungen und Ideen-Sammlerei habe ich mich für folgende Bastelei mit den Kindern entschieden, für die ich mich ein paar Stunden in die Schule eingeschleust habe und die in meinen Augen all die vorgenannten Kriterien optimal erfüllt:
Den Baumstamm habe ich aus Packpapier frei ausgeschnitten und die Kinder nach Schablone die Blätter aus verschiedenen grünen Kartonagen (grün beruhigt - Kinder und Erzieher) ausschneiden und mit Namen beschriften lassen. Dann durfte der Baum mit den Blättern - unter Aufsicht - bestückt werden. (An dieser Stelle sei gesagt, dass zahlreiche Kinder ihre Blätter ungefragt zweckentfremdeten und auf anderen Basteleien verklebten - und ich liebe Mühe hatte, alle Blätter beisammen zu bekommen. Sigh!) 
Der kleine Wolf ist noch von einem Kind freihand spontan dazu gekommen (ich konnte ihn retten, bevor auch er einer heimlichen Kreativarbeit unter dem Schultisch zum Opfer fiel). Das Herzchen habe ich über den PC beschriftet, ebenso die Banderole mit Namen und Einsatzzeit. Im A3-Format hat der Baum noch einen hübschen Rahmen erhalten. Ist fein geworden für ein 23-Mann-ad-hoc-Gemeinschaftsprojekt, oder?

So braucht der Überreicher des Präsentes nicht verschämt vor lauter herauf beschwörendem Erinnerungs-Optimismus und gnadenloser Übertreibung verschämt auf den Boden schauen, sondern darf mit einem Augenzwingern und einem festen Händedruck die frohe Botschaft überbringen "Nun sind Sie die Bande los...".





(Anm. der Redaktion: bei der Übergabe des Präsentes war Grinsekätzchens Lehrerin mehr als gerührt und es flossen ganz schön viele Tränchen. Nicht nur bei ihr...)

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